M 1.39 Verhinderung von Ausgleichsströmen auf Schirmungen
Verantwortlich für Initiierung: Leiter IT
Verantwortlich für Umsetzung: Haustechnik
Um Ausgleichsströme auf den Schirmungen von Datenleitungen in Gebäuden zu verhindern, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Ausgleichsströme können im TN-C-Netz vermieden werden, indem nur solche IT-Geräte miteinander über geschirmte Datenleitungen miteinander verbunden werden, die an einer gemeinsamen Elektro-Verteilung angeschlossen sind. Bei jeder Erweiterung des Datennetzes ist diese Bedingung zu prüfen und sicherzustellen.
Als Maßnahme gegen Ausgleichsströme im TN-C- bzw. TN-CS-Netz wird häufig das ausschließlich einseitige Auflegen der Schirmung von Datenleitungen vorgeschlagen. Hinsichtlich der Ausgleichsströme ist dieses Vorgehen auch tatsächlich wirksam. Aus anderen Gründen sollte dieses Mittel aber als absolute Ausnahme äußerst restriktiv angewandt werden:
- Geschirmte Leitungen, deren Schirmung nur einseitig aufgelegt ist, werden deutlich stärker durch Störstrahlungen von außen beeinflusst. Gleichzeitig strahlen sie selbst stärker ab, als ungeschirmte symmetrische Leitungen. Es muss also bei einseitiger Schirmauflegung mit mehr Störungen der Datenübertragung (z. B. der Verfügbarkeit bzw. Integrität) gerechnet werden, als bei allen anderen Kabeln. Die stärkere Aussendung auswertbarer Abstrahlung derartiger Leitungen kommt als Risiko bei der Betrachtung der Vertraulichkeit von Informationen hinzu.
- Selbst wenn man alle technischen Nachteile der einseitigen Schirmauflegung hinzunehmen bereit ist, bleibt das Problem der Durchgängigkeit. Es bedarf konsequenter Kontrolle bei allen Arbeiten im Datennetz, um sicher zu stellen, dass einseitig aufgelegte Schirmungen nicht doch irgendwann beidseitig aufgelegt werden. Solche Fehlauflegungen sind nachträglich nur mit sehr großen Suchaufwand festzustellen.
Die optimale, weil sicherste Möglichkeit besteht darin, das Stromverteilnetz im gesamten Gebäude komplett als TN-S-Netz auszulegen. Dabei wird der PE- und der N-Leiter ab der Potentialausgleichsschiene (PAS) getrennt geführt. Einzelmaßnahmen an IT-Geräten sind dann in der Regel nicht mehr erforderlich. Zu beachten ist jedoch der Hinweis in M 1.28 Lokale unterbrechungsfreie Stromversorgung hinsichtlich der Bildung eines neuen TN-S-Netzes für die angeschlossenen Geräte.
Die nachfolgenden Zeichnungen erläutern die Entstehung von Ausgleichsströmen auf Schirmungen und die möglichen Gegenmaßnahmen:
Abbildung: Entstehung von Ausgleichsströmen auf Schirmungen und die möglichen Gegenmaßnahmen
Abbildung: Entstehung von Ausgleichsströmen auf Schirmungen und die möglichen Gegenmaßnahmen
Ergänzende Kontrollfragen:
- Welche Netzart ist in der Liegenschaft vorhanden?
- Wie und durch wen werden die Schutzbedingungen (eine gemeinsame Verteilung oder nur einseitig aufgelegter Schirm) geprüft?
- Werden Änderungen im Datennetz mit der Haustechnik abgestimmt?