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M 4.169 Verwendung geeigneter Archivmedien

Verantwortlich für Initiierung: Leiter IT

Verantwortlich für Umsetzung: Leiter IT, Administrator

Die dauerhafte elektronische Archivierung von Dokumenten erfordert den Einsatz geeigneter Datenträger (Archivmedien). Für die Wahl der Archivmedien sollten folgende Fragen berücksichtigt werden:

In den folgenden Abschnitten werden typische Archivmedien und deren Einsatzbereiche beschrieben. Für die Datenträger werden üblicherweise magnetische, magnetooptische oder optische Speichertechnologien verwendet. Die Vorzüge und Nachteile der Technologien sind in den jeweiligen Abschnitten beschrieben.

Sämtliche beschriebenen Archivmedien sind anfällig gegenüber physikalischen Beschädigungen, etwa durch

Archivmedien müssen daher sorgsam aufbewahrt und vor den genannten Einflüssen geschützt werden. Außerdem muss der unbefugte Zugriff auf die Datenträger verhindert werden. Hierzu wird, abhängig vom konkreten Einsatzszenario des elektronischen Archivs, die Anwendung der im Baustein B 2.5 Datenträgerarchiv bzw. B 2.7 Schutzschränke beschriebenen Maßnahmen zum Schutz der Datenträger empfohlen.

Digitale magnetische Systeme

Bei magnetischen Speichersystemen wird durch gezielte lokale Veränderung eines magnetisierten Grundmediums ein Speichereffekt erzielt. Die Magnetisierung kann durch ein Lesegerät erfasst, die gespeicherten Daten können dadurch gelesen werden. Durch erneutes Einwirken eines Magnetfeldes können die gespeicherten Daten verändert werden. Dies erfolgt gezielt durch Verwendung eines Schreib-/Lesegerätes oder ungezielt durch starke externe Magnetfelder (z. B. elektromagnetische Felder in der Nähe von Transformatoren oder großen Spulen). Dies kann auch unabsichtlich geschehen.

Magnetische Datenträger sind anfällig gegenüber Angriffen mit starken Magnetfeldern, die auf das Speichermedium einwirken. Da das magnetisierte Grundmedium typischerweise als Verbundwerkstoff aus Kunststoffen sowie einer metallischen (magnetisierbaren) Beschichtung hergestellt wird, ist außerdem auch bei sorgsamer Behandlung mit langfristigen Veränderungen zu rechnen. Diese können z. B. durch Zersetzung (durch Weichmacher in Kunststoffen), Aufquellen (Ablösung von Kunststoff- und Metallschichten) oder Oxydation (der Metallschicht) bedingt sein.

Aufgrund der verwendeten Technologie sind magnetische Speicher zudem stets wiederbeschreibbar bzw. löschbar und daher ohne zusätzliche Sicherungsverfahren prinzipiell nur für die kurzfristige Archivierung geeignet, bei der kein Schutz gegen Veränderung bzw. Wiederbeschreiben von Dokumenten durch das Medium erbracht werden muss. Dies schließt typischerweise die Verwendung als Archivmedium aus, wenn eine revisionssichere Archivierung gefordert wird. Dagegen können magnetische Systeme für Datensicherungen und als Cachemedien eingesetzt werden.

Die Revisionssicherheit kann mit hohem Aufwand durch den Einsatz kryptographischer Verfahren, die eine Veränderung an den Daten erkennen lassen, erreicht werden (z. B. Signierung).

Typische magnetische Speicher sind Festplatten, Disketten und (Magnet-) Bandmedien.

Die folgende Tabelle gibt einen kurzen Überblick über die Eignung magnetischer Speichermedien für die elektronische Archivierung:

 
Medium  Format und Kapazität  Standard  Verwendung 
Diskette  3,5 - 5,25 Zoll,
bis 1,44 MB 
de facto  Kurzfristig für sehr kleine Archive, nicht revisionssicher 
Festplatte  2,5 - 5,25 Zoll,
über 100 GB 
Herstellernormen  Kurzfristig für kleine Archive und Cachesysteme, nicht revisionssicher 
Magnetband  über 80 GB  Herstellernormen  Mittelfristig für Archive mittlerer Größe, nicht revisionssicher 

Tabelle: Eignung magnetischer Speichermedien

Digitale optische Systeme

Bei optischen Speichersystemen wird ein Speichereffekt dadurch erzielt, dass das optische Verhalten eines Grundmediums gezielt verändert werden kann. Die Speicherung erfolgt typischerweise durch Veränderung des Grundmediums, indem in eine ebene Grundschicht ("Land") gezielt Vertiefungen ("Pits") erzeugt oder simuliert werden, die beim Lesevorgang ein unterschiedliches optisches Verhalten eines gezielt ausgesandten Laserstrahls hervorrufen. Hieraus lassen sich Bitmuster interpretieren.

Während der Lesevorgang typischerweise bei allen optischen Medien gleich ist (die Wellenlänge des verwendeten Lasers kann sich allerdings unterscheiden), bestehen beim Speichervorgang wesentliche technologische Unterschiede.

Neben den weitverbreiteten CD- und DVD-Medien gibt es für die elektronische Archivierung weitere standardisierte optische Medien, die von Herstellern großer Speichersysteme verwendet werden. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über erhältliche Medienformate und die zugehörigen Standards:

 
Format   Kapazität  Normierung 
3,5 Zoll    ANSI X3.213 
CD (5,25 Zoll)  650 - 700 MB  ISO 9660 
DVD (5,25 Zoll)  4,7 - 17 GB  ISO 13346 
5,25 Zoll, RW  1 - 2,6 GB  ISO 10089 
5,25 Zoll, WORM  1 - 2,6 GB  ISO 9171, ANSI X3.191, ANSI X3.211, ANSI X3.214 
12 Zoll   2,6 - 16 GB  herstellerspezifisch, keine Norm 
14 Zoll, WORM  6,8 - 25 GB  ANSI X3.200 und ISO/IEC 10885 

Tabelle: Erhältliche Medienformate

Die bei diesen Medien verwendete Technologie gleicht grundsätzlich dem bei CD-R (DVD-R) und CD-RW (DVD-RW) verwendeten optischen Verfahren. Die wesentlichen Unterschiede bestehen in der Verarbeitung zuverlässigerer Materialien und erweiterten Garantieerklärungen der Hersteller. Diese garantieren für wiederbeschreibbare Medien eine Datenstabilität zwischen 10 und 100 Jahren und für WORM-Medien zwischen 30 und 100 Jahren, je nach Hersteller und unter jeweiliger Vorgabe optimaler Einsatzbedingungen.

Auch bei den hier beschriebenen WORM-Medien kann technologisch bedingt nachträgliches Überschreiben bislang nicht genutzter Bereiche nicht ausgeschlossen werden. Es handelt sich demnach auch hier nicht um "echte" Write-Once-Medien, sondern lediglich um nicht-löschbare Datenträger.

Die betreffenden Hersteller bieten in der Regel nicht einzelne Medien an, sondern komplette Speicherlösungen, bei denen meist eine automatische Datenträgerverwaltung erfolgt. Die Speichermedien sind dann mechanisch an die jeweilige Herstellerlösung angepasst und mit einem Gehäuse versehen, so dass sie in den entsprechenden Robotersystemen (Jukeboxen) verwendet werden können.

 
Medium  Format und Kapazität  Verwendung in Archiven  Revisions-sicherheit 
CD-ROM  5,25 Zoll,
650 MB 
nicht empfohlen  ja 
CD-R  5,25 Zoll,
700 MB 
kleine Archive  ja* 
CD-RW  5,25 Zoll,
700 MB 
kleine Archive  nein 
DVD   5,25 Zoll,
4 - 17 GB 
nicht empfohlen  ja 
DVD-R  5,25 Zoll,
4 - 17 GB 
mittelgroße Archive  ja* 
DVD-RW  5,25 Zoll,
4 - 17 GB 
mittelgroße Archive  nein 
ISO 9171-WORM Medien  5,25 Zoll,
1,3 - 2,6 GB 
mittelgroße bis große Archive  ja* 
ISO 10089-RW Medien  5,25 Zoll,
1,3 - 2,6 GB 
mittelgroße bis große Archive  nein 
12 Zoll RW, herstellerspezifisch  12 Zoll,
2,6 - 16 GB 
große Archive  nein 
12 Zoll WORM, herstellerspezifisch  12 Zoll,
2,6 - 16 GB 
große Archive  ja* 
14 Zoll Medien, herstellerspezifisch  14 Zoll,
6,8 - 25 GB 
große Archive  unbekannt 

(* Technologisch bedingt ist ein Überschreiben dieser Medien prinzipiell nicht vollständig zu verhindern. WORM-Medien werden jedoch im Allgemeinen als revisionssicher angesehen.)

Tabelle: Überblick über die Eignung optischer Speichermedien für die elektronische Archivierung

Magneto-Optische Systeme

Bei der magneto-optischen (MO) Speichertechnologie werden gespeicherte Daten, ähnlich wie bei optischen Speichern, durch Abtasten eines Speichermediums mit einem Laserstrahl gelesen. Im Gegensatz zu CD-ähnlichen Speichern wird der optische Effekt jedoch nicht durch Vertiefungen in der Oberfläche des Speichermediums verursacht, sondern durch eine Magnetschicht, deren Partikel beim Durchlaufen und Reflexion des Laserstrahls als Polarisationsfilter wirken. Die Polarisation der Oberfläche lässt sich punktuell beeinflussen, indem ein Magnetfeld angelegt wird, das nur an einer (wiederum durch einen Laser) speziell aufgeheizten Region des Speichermediums wirkt. In einem Schreibprozess werden die Regionen der Medienoberfläche gezielt unterschiedlich polarisiert.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über erhältliche Medienformate und die zugehörigen Standards:

 
Format   Kapazität  Normierung 
3,5 Zoll Format  128 - 256 MB  ISO Norm 10090 
5,25 Zoll, RW  1,3 - 9,1 GB  ANSI Norm X3.212 
5,25 Zoll, WORM  1,3 - 9,1 GB  ISO/IEC 11560, ANSI Norm X3.220 

Tabelle: Medienformate

Auch bei den hier beschriebenen WORM-Medien kann technologisch bedingt ein nachträgliches unbefugtes Überschreiben (Brennen) bislang ungenutzter Bereiche nicht ausgeschlossen werden. Es handelt sich demnach auch hier nicht um "echte" Write-Once-Medien, sondern lediglich um nicht-löschbare Datenträger.

Magneto-optische Systeme weisen eine hohe Langzeitstabilität (nach Herstellerangaben mehr als 30 Jahre) und eine hohe Speicherkapazität von bis zu 9,1 GB je Medium auf. Die folgende Tabelle gibt einen kurzen Überblick über die Eignung magneto-optischer Speichermedien für die elektronische Archivierung:

 
Medium  Kapazität  Verwendung in Archiven  Revisions-sicherheit 
3,5 Zoll Format  128 - 256 MB  nicht empfohlen  nein 
5,25 Zoll, RW  1,3 - 9,1 GB  mittelgroße Archive  nein 
5,25 Zoll, WORM  1,3 - 9,1 GB  mittelgroße Archive  ja* 

(* Technologisch bedingt ist ein Überschreiben der Medien prinzipiell nicht vollständig zu verhindern. WORM-Medien werden jedoch im Allgemeinen als revisionssicher angesehen.)

Tabelle: Speichermedien für elektronische Archivierung

Unabhängig von der Art des gewählten Archivmediums sollte grundsätzlich nach der Speicherung eine Verifikation durchgeführt werden. Zum einen sollte diese durch das System erfolgen, um zu überprüfen, ob ein genaues Abbild der zu speichernden Daten angelegt wurde. Zum anderen sollte aber auch stichprobenartig immer wieder durch den Archivverwalter geprüft werden, ob auch alle für die Archivierung vorgesehen Daten archiviert und nicht durch Fehlkonfigurationen übersehen wurden.

Ergänzende Kontrollfragen: